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Etwas altmodischklingt der Begriff „Spital- und Spendfonds“, aber das, was die traditionsreiche Bürgerstiftung in Überlingen bewirkt, ist alles andere als veraltet.
Der Spital- und Spendfonds trägt heute, wie auch zu früheren Zeiten, wesentlich zur Daseinsfürsorge in Überlingen bei und prägt mit seinen markanten Gebäuden das Stadtbild. Beispiele hierfür sind das Alten- und Pflegeheim St. Franziskus im ehemaligen Franziskanerkloster mit der dazugehörenden Kirche sowie das Alten- und Pflegeheim St. Ulrich.
Das Torkelgebäude in der Steinhausgasse trägt gut sichtbar das Spitalwappen und beherbergt heute die Stadtbibliothek. In der ehemaligen Fruchtschütte des Spitals am Krummeberg ist das „Familienzentrum Altstadt“ mit dem Kinderhaus St. Angelus untergebracht.
Das Städtische Museum gehört ebenso zum Spital wie auch Teile der Stadtbefestigung, allen voran der Rosenobelturm mit Rosenobelschanze, die sich seit der Landesgartenschau 2021 in neuem Glanz präsentieren.
Von den zahlreichen Immobilien abgesehen, nimmt der Spital- und Spendfonds Anteil am Funktionieren der Stadtgesellschaft. Die Stiftung dient seit jeher gemeinnützigen, sozialen, mildtätigen und kirchlichen Zwecken in Überlingen und sorgt sich entsprechend der Stiftungssatzung um die „Versorgung armer, kranker und alter Einwohner“. Das spiegelt sich in der Aufgabenwahrnehmung des „Eigenbetriebs der Alten- und Pflegeheime St. Franziskus und St. Ulrich“ wider.
Der Spital- und Spendfonds bietet aber auch als moderne Bürgerstiftung Möglichkeiten, sich durch Zustiftungen zu beteiligen und so zum Wohlergehen unserer Stadt beizutragen. Der Stiftungsrat entspricht personell dem Gemeinderat von Überlingen. Jedoch zeigt die Bildung eines eigenen spitälischen Ausschusses, der „Ausschuss für Spital, Forst und Umwelt“, den hohen Stellenwert des Spital- und Spendfonds in Überlingen.
Die Stadt trennt damit strikt die Aufgaben der Spitalverwaltung von städtischen Fragestellungen. Optisch ist dies beispielsweise durch ein eigenes Corporate Design (visuelles Erscheinungsbild) zu erkennen, welches auch die Sitzungsunterlagen ziert und den Stiftungsratsmitgliedern signalisiert, in welcher Funktion sie Sachverhalte beraten.
Der Spital- und Spendfonds bedeutet für mich die Verknüpfung von Historie, Gegenwart und Zukunft des städtischen Zusammenlebens, mit der gemeinnützigen Aufgabenerfüllung gemäß dem Stiftungszweck, als wichtiger Teil der Daseinsvorsorge, unter dem Leitgedanken einer „Bürgerstiftung von Bürgern für Bürger“. Diese rund 800 Jahre alte Tradition könnte nicht moderner interpretiert werden und hat es verdient, einen ganz eigenen Schwerpunkt und die damit verbundene Aufmerksamkeit zu erhalten. Mit dem Projekt Pflegezentrum Überlingen in „Südlich Härlen“ und dem Grundsatzbeschluss des Stiftungsrats zur Vermarktung von Grundstücken in Erbbaurechten erfolgen gerade große Weichenstellungen für den langfristigen Erhalt der Stiftung.
Der Spital- und Spendfonds entwickelt sich stetig weiter. Das zeigt sich durch große Investitionsvorhaben, wie dem Bau des neuen Pflegezentrums.
Derzeit wird mit rund 35 Mio. Euro in ein neues Pflegezentrum im Neubaugebiet „Südlich Härlen“ unweit des Krankenhauses investiert. Die Eröffnung des Pflegezentrums wird voraussichtlich 2025 stattfinden.
Mit dem Neubau stärkt Überlingen sein soziales Profil und der Spital- und Spendfonds kann mit diesem Großprojekt einmal mehr seinem Stiftungszweck gerecht werden.
Der Spital- und Spendfonds Überlingen ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung mit einer langen Geschichte, die bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zurückreicht.
Vermögende Bürger sicherten sich in früheren Zeiten durch die Schenkung von Gütern ihre eigene Unterkunft und Pflege im Alter. So kam der Spital bereits in seinen Anfangsjahren zu beträchtlichem Besitz, erhielt Häuser, Weinberge und Ländereien übereignet.
Um 1500 gehörten zum Landbesitz des Spitals 33 Dörfer, Weiler und Höfe sowie zahlreicher Streubesitz, so dass er in nahezu 100 Orten begütert war. Die Liegenschaften des Spitals reichten bis vor die Tore von Pfullendorf und Stockach.
Die reichen Einnahmen aus Lehengütern, Herrschaftsrechten und dem Waldbesitz, vor allem aber Gewinne aus dem Weinbau, ließen den Spital rasch zu einem bedeutenden Wirtschaftsbetrieb der ehemaligen Reichsstadt Überlingen heranwachsen.
Der Zweck des Spitals war seit jeher jedoch die Versorgung bedürftiger Menschen. Sie waren seinerzeit im Spitalgebäude am See untergebracht. Ursprünglich hatten Bürger wie Nichtbürger Anspruch auf die Hilfe des Hospitals und wurden, je nach Nutzen für den Spital, in verschiedene Klassen eingeteilt.
Arme, die nichts besaßen oder nur ihren Hausstand einbringen konnten, wurden aus christlicher Nächstenliebe und um „Gottes Willen“ aufgenommen und als „Unterpfründner“ bezeichnet. Vermögendere „Oberpfründner“ wohnten im oberen Stock des Spitals. Sie bezahlten ihre Pfründe in Form von Grundstücken oder Geld und wurden zu Arbeiten für den Spital herangezogen.
Der Spital- und Spendfonds Überlingen und das rennomierte Weingut Kress haben eine Kooperation zur Unterstützung der Stiftung geschlossen. Diese Partnerschaft hat zur Entstehung einer einzigartigen Sonderedition, des "1264'le" Weins, geführt, der in limitierter Stückzahl erhältlich ist und einen Teil des Verkaufserlöses an den Spital- und Spendfonds spendet.
Der "1264'le" Wein, benannt nach dem Jahr, in dem der Spital- und Spendfonds gegründet wurde, wird in Kürze in den Verkauf gehen. Jede verkaufte Flasche trägt dazu bei, die gemeinnützigen Projekte des Spital- und Spendfonds zu unterstützen und gleichzeitig einen hochwertigen, regionalen Wein zu genießen. Informationen zum Kauf der "1264'le" Sonderedition werden in Kürze auf der Webseite des Spital- und Spendfonds und beim Weingut Kress verfügbar sein.
1854 bot sich die Gelegenheit, das ehemalige Franziskanerkloster anzukaufen und zu Zwecken des Spitals auszubauen. Der lange Bau mit den beiden Seitenflügeln verfügte über Platz für rund 50 Zimmer. Mit der Errichtung des neuen Spitals wurde sogleich mit dem Abbruch der alten Gebäude am See begonnen und der so gewonnene freie Platz, der heutige Landungsplatz, mit der Stadt gegen die Franziskanerkirche eingetauscht.
1869 wurden der Spital und die städtische „Spend“ zum Spital- und
Spendfonds Überlingen vereinigt. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich
der Spital für den sozialen Wohnungsbau ein und eröffnete das noch heute
bestehende Krankenhaus unterhalb von Aufkirch. Das alte Krankenhaus
wurde zum Altersheim St. Ulrich umgebaut und seither mehrfach erweitert.
Auch der alte Spital im ehemaligen Franziskanerkloster wurde erweitert und als Alten- und Pflegeheim St. Franziskus saniert. Der Spital- und Spendfonds Überlingen wird auch in Zukunft seinem Stiftungszweck, der Fürsorge für alte, kranke und bedürftige Menschen gerecht werden.
Wir bedanken uns herzlich beim Stadtarchiv Überlingen, insbesondere bei Stadtarchivar Walter Liehner, für die Recherche und das zur Verfügung gestellte Textmaterial zur spannenden Geschichte des Spital- und Spendfonds Überlingen.